Das Volk gegen ... Jason Statham

26.10.2011 - 08:50 Uhr
Vor dem Filmgericht: Jason Statham für Crank 2
Lionsgate
Vor dem Filmgericht: Jason Statham für Crank 2
Wir lieben die Stars, aber manchmal gehen sie zu weit. Entschuldigungen bringen nichts mehr, es gibt nur eines: die schnelle Verurteilung. Heute steht Jason Statham vor dem Filmgericht. Seine furchtbare Tat: Crank 2.

Jason Statham steht vor dem Gericht. Auch wenn es gewiss Mut braucht, diesem kleinen Kraftkasten von einem Mann den Prozess zu machen: Mit seiner Rolle in Crank 2 hat er sich in den Untiefen der Popkultur verloren. Sein Chev Chelios aus dem ersten Teil war ein grenzwertiger Charakter. Der zweite Teil musste nicht sein. Oder doch? Wie dem auch sei. Der Mann wusste, wie haarscharf er mit Crank dem Gericht entgangen war. Der zweite Teil war schiere Provokation und ein resolutes Filmgericht lässt so etwas nicht auf sich beruhen.

Auf der Anklagebank: Der schamlose Jason Statham
Die Tat: Crank 2: High Voltage

Ankläger: Mattes
Verteidigerin: Rae

Führungszeugnis
Jason Statham startete seine Karriere als Turmspringer. Anschließend arbeitete er auf dem Schwarzmarkt, später auch als Model, u.a. für das Mode-Label French Connection. Über das Label wurde er mit Guy Ritchie bekannt und so kam er an seine erste Filmrolle: Er spielte den Bacon in Bube Dame König GrAs. Das war 1998. Seit diesem zweifelhaften Einstieg in die Filmwelt spielte Jason Statham in zahlreichen Filmen mit. Mit The Transporter startete er eine erfolgreiches Franchise und wurde zur zwielichtigen Ikone des Actionkinos. Trotz Schwerter des Königs – Dungeon Siege, vermutlich sein bisheriger künstlerischer Tiefpunkt, hat er eine treue Gemeinde. Durch seine aufkommende Omipräsenz im Actionkino läuft er Gefahr, eine Nervkuh zu werden. Auch wenn Jason Stathams Karriere, sein Sprung vom Sportler zum Action-Star, an den würdigen Bud Spencer erinnert: Heute wird er für Crank 2: High Voltage einen Prozess durchstehen müssen.

Anklageverlesung
Jason Statham ist, was Crank 2 angeht, ein Blender. Er wird das Actionkino nicht erneuern. Er könnte höchstens einen Status-Quo halten. Doch mit Crank 2 geht er einfach einen ungesunden Zwischenweg. Sein Spiel ist immer gleich und unflexibel. Seine Aura beschränkt sich auf die Spuren von Britishness, die er sich noch aus den Guy Ritchie-Tagen erhalten hat. Einmal entworfen, sollte dieser Mann sich selbst treu bleiben und einfaches, solide vergängliches Actionkino wie The Transporter machen. Ein solch absurder Film wie Crank 2 kann nur gedreht werden, wenn sich innerhalb der Absurdität eine Stabilität herstellen lässt. Jason Statham verhindert das. Seine Sprache, seine Dialoge, seine Worte – das sind alles Abziehbilder, die niemand ernst nehmen kann und die dem Film daher seine Stimmung rauben. Die intuitive Skateboard-Kamera-Arbeit aus Crank 2 wird durch den bulligen, unbeweglichen Statham-Körper zerstört. Crank 2 hätte einen Freak gebraucht, jemanden der die Freak-Stimmung ernst nimmt und respektiert. Tom Hardy (Bronson) wäre mein erster Mainstream-Tip für eine bessere Besetzung.

Verteidigung
Wenn wir uns die Anklage ansehen, dann bekommen wir das Gefühl, dass sie den Sinn von Crank 2 nicht verstanden hat. Sie fordert Ernsthaftigkeit in einem Film, der daraus besteht, dass ein Mann nur durch Elektroschocks am Leben gehalten werden kann. In dem lebendige Köpfe in Wassertanks vorkommen und in dem Szenen in Videospieloptik eingefügt wurden, um die Konventionen zu brechen. Wie kann jemand bei so einem Film von Stabilität und der Wichtigkeit der Sprache reden? Gerade, wenn die Dialoge kaum die Schuld des Angeklagten sein können, besonders da er weniger spricht, als all seine Kollegen vor der Kamera. Wie kann die Anklage Stabilität fordern, aber gleichzeitig einen Freak, der diese bricht? Jason Statham beweist durch seine Darstellung des Chev Chelios, dass er weiß, wie sich rasantes Actionkino mit ungewöhnlichen Ideen verbinden lässt und bietet eine gewohnt souveräne Leistung in einem ungewöhnlichen Film, wie sie sonst kaum ein Actionstar hätte bieten können.

Schlussplädoyer der Anklage
Der Witz des Komikers Loriot besteht darin, dass er sich während seines Witzes, nicht über seinen Witz lustig macht, dass er während seiner Rolle völlig ernst bleibt. So wird der Witz stabil. Meiner Meinung nach wäre eine solche Stabilität auch in Crank 2 von Nöten. Egal wie absurd, wie bunt und laut ein Film ist – er muss vom Akteur ernst genommen werden und ausgeschöpft werden. Jason Statham schafft das nicht und so verliert der ganze Film. Er bringt seine eigene Transporter-Marke ein und erstickt so das Potential des Films Crank 2. Hiermit bezichtige ich Jason Statham als nicht tragfähig, was das Format Crank 2 angeht. Er ist langweilig und er trägt die Verrückheit des Films nicht. So macht er sich selbst und den Film zu einem hin- und hergerissenen Halbwesen, was in der Actionfilmwelt das Schlimmste ist. Zwischen krankem Kinospaß und herkömmlicher Statham-Optik dümpelt der Film in einer Zwischenwelt. Schuldig!

Schlussplädoyer der Verteidigung
Actionstars, vereehrte Jury, gibt es heute nur noch sehr selten. Der Angeklagte ist einer der wenigen Schauspieler, die diesen Titel noch für sich beanspruchen dürfen und bei denen wir nicht um ihre Gesundheit fürchten müssen, wenn sie ihre Stunts selber machen. Dabei ist es egal, ob es um klassische Action geht, oder um skurrilere Ideen, wie die von Crank 2. Gerade ein Film wie dieser benötigt einen ernstzunehmenden Actiondarsteller, der in diesem Setting nicht lächerlich wirkt, was Mr. Statham durchweg gelingt. Er beansprucht nie für sich, das Genre neu zu erfinden. Er will unterhalten. Und das gelingt.

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