Ich, der Flug des Phönix & eine trockene Erkenntnis

18.11.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Der Flug des Phönix
20th Century Fox
Der Flug des Phönix
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Mit Der Flug des Phönix aus dem Jahre 1965 schuf Robert Aldrich ein dramatisches Werk, welches die Genialität des menschlichen Verstandes bewundert und gleichzeitig in tiefe Abgründe blicken lässt. Mein Herz hat der Film deshalb im Flug erobert.

Robert Aldrich zählte seinerzeit zu den Großen in Hollywood, obwohl er sich dem System der Traumfabrik nie wirklich beugen wollte. Neben seinem gekonnten Handwerk war der US-amerikanische Regisseur berühmt dafür, sich in seinen Werken kritisch mit aktuellen sozialen und politischen Themen zu beschäftigten. Allen voran Das dreckige Dutzend rechnete unverblümt mit der grassierenden Kriegsthematik ab und zeigte die bittere Realität des Kampfs mit ungeschönten Gewaltdarstellungen - eine Attitüde, die im ewig sonnigen Kalifornien nicht immer auf Gegenliebe stieß. Mit Der Flug des Phönix inszenierte Aldrich eine kritische Charakterstudie über 12 Menschen, die ohne Hoffnung auf Rettung in der lebensfeindlichen Sahara abstürzen.

Weißer Sand, Unmengen davon, verteilt in jede nur erdenkliche Himmelsrichtung. Der Boden flimmert in der gnadenlosen Hitze der herunterbrennenden Sonne und inmitten dieses unwirklichen Niemandslands liegt ein arg mitgenommenes Wrack. Wenige Minuten zuvor war die rüstige Fairchild-Transportmaschine noch hoch in den kühlen Lüften unterwegs, weit weg von dem Meer aus Abermillionen feinen Sandkörnern. Doch das Funkgerät der Maschine war schon kurz nach dem Start ausgefallen, was bedeutete, dass die 14 Seelen an Bord praktisch blind durch die staubigen Winde düsten und die regionalen Wetterberichte verpassten. Wenig später verdunkelt sich der Himmel und ein gefährlicher Sandsturm zieht auf. Unaufhörlich peitscht der harte Quarz gegen die Windschutzscheibe des Cockpits, während Pilot Frank Towns (James Stewart) verzweifelt versucht, die Nase der betagten Maschine oben zu halten. Die Sicht liegt bei Null und der Sturm scheint weiterzuziehen, als der erste Propeller vor der Unmenge an Sand kapituliert und in Feuer aufgeht. Mit nur einem funktionierenden Motor verbleibend, sieht sich das Flieger-Ass gezwungen, die Maschine möglichst schnell auf den heißen Boden zu holen, bevor auch dieser den Geist aufgibt. Hastig fährt das Fahrwerk aus und die Landeklappen stellen sich gehorsam auf. Doch noch bevor der rettende Grund erreicht ist, hört auch der zweite Propeller auf zu rotieren und das Flugzeug gerät in einen kaum kontrollierbaren Sturzflug. Mit einem lauten Rumsen kracht das Metall auf die trockenen Dünen, während sich im Innenraum der Maschine die Landung aus der Halterung löst und zwei der Passagiere tödlich verletzt. Doch auch die Überlebenden des Absturzes haben wenig Grund zur Freude. Ohne das so wichtige Funkgerät und fernab jeglicher Flugrouten scheint eine baldige Rettung mehr als unwahrscheinlich. Um nicht nur tatenlos herumzusitzen, schlägt der deutsche Flugzeugkonstrukteur Heinrich Dorfmann (Hardy Krüger) vor, aus den verbleibenden Wrackteilen ein neues Flugzeug zu bauen, welches sich wie der Phönix aus der Asche erheben soll, um die Gestrandeten doch noch aus ihrer Misere zu retten. Nicht allen gefällt dieser ehrgeizige Plan und ein dramatischer Überlebenskampf beginnt.

Warum ich dem Flug des Phönix mein Herz schenke
Für mich persönlich ist Der Flug des Phönix ein Stück Kindheit. Schon früh sah ich den Metallkasten zum ersten Mal abstürzen und war sofort gefangen in der düsteren Realität der Überlebenden. Fasziniert von dem menschlichen Verstand, sah ich mit großen Augen dabei zu, wie die Gruppe aus einem Haufen Schrott einen stattlichen Flieger bastelte und der übermächtigen Sonne somit trotzte. Inzwischen habe ich diesen Klassiker natürlich mehr als einmal in den Player gelegt und bin immer wieder überrascht, wie gut der Film auch heute noch funktioniert. Obwohl die gelungene Gruppendynamik das eigentlich Besondere an diesem Werk ist, fühle ich mich bei jedem erneuten Anschauen zurückversetzt in die Kindheit und bin begeistert davon, mit wie viel Geschick Dorfmann einer hoffnungslosen Situation doch noch entflieht.

Warum ihr den Flug des Phönix lieben werdet
Das Abenteuer ist dabei mehr als nur ein simpler Kampf gegen die Natur und den nahenden Tod, sondern beleuchtet die menschliche Psyche in solch einer Ausnahmesituation. Verschiedenste Charaktere werden zufällig in eine Gruppe geworfen, deren Mitglieder von nun an zusammenarbeiten müssen, um einem schrecklichen Schicksal zu entgehen. Dabei denkt sich der Zuschauer, dass dies in solch einer Situation eigentlich ganz einfach sein müsste, haben doch alle ein gemeinsames, größeres Ziel. Aldrich zeigt aber auf beeindruckende Weise, dass gerade dann der Mensch anscheinend unfähig ist, rational zu denken. Anstatt an einem Strang zu ziehen, streiten sich die Überlebenden über die richtige Strategie und steuern damit auf ihr unvermeidliches Ende zu. Allen voran Kapitän Towns und der junge Konstrukteur Dorfmann bilden ein dynamisches Duo, welches sich im sinnlosen Machtkampf gegenseitig sabotiert und aufreibt. Dabei übersehen der alte Dickkopf und der übermutige Jungspund, dass sie sich eigentlich perfekt ergänzen würden. Ein Problem, welches auch im weniger bedrohlichen Alltag häufig vorkommt und dem Zuschauer zeigt, dass es das menschliche Wesen ist, welches uns häufig selbst im Weg steht.

Warum der Flug des Phönix die Jahrzehnte überdauern wird
Der dramatische Streifen kann ohne Zweifel als echter "Männerfilm" bezeichnet werden. Zwölf Testosteron getriebene Haudegen finden sich in einer ausweglosen Situation wieder und müssen plötzlich zusammenarbeiten. "Typisch Mann" passiert dies natürlich nicht ohne den obligatorischen Kampf um Macht und Anerkennung, der in solch einer Situation eigentlich völlig unnötig ist. Etwas, was heute in dieser Form vielleicht nicht mehr produziert werden würde und dennoch ein zeitloses Thema behandelt. Dabei baut der Regisseur über die gesamte Laufzeit eine derartige Spannung auf, dass der Zuschauer ebenfalls erleichtert durchatmet, als die Maschine beim sechsten Versuch endlich anspringt. Ein Ensemble an talentierten Schauspielern, die den Figuren die nötige Tiefe verleihen, und der unvergleichliche Charme des blechernen Tons machen den Film zu einem Klassiker, der die Zeiten überdauern wird.

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