Was sagen die Kritiker zu ... Gravity?

29.08.2013 - 10:10 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
George Clooney in Gravity
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George Clooney in Gravity
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Gestern Abend eröffnete das Filmfestival Venedig mit Gravity von Alfonso Cuarón mit George Clooney und Sandra Bullock. Wir haben die Kritiken zum Weltraum-Drama durchforsten und sagen euch hier, was die Filmjournalisten von ihm halten. Lest selbst!

Ein Weltraum-Drama unter der Regie von Alfonso Cuarón eröffnet das 70. Filmfestival in Venedig. Die Hollywood-Stars waren auch vor Ort und so schaut aktuell die cineastische Welt nach Italien.

In Gravity befindet sich die brilliante Medizintechnikerin Dr. Ryan Ston (Sandra Bullock) auf ihrer ersten Space-Shuttle-Mission. Matt Kowalsky (George Clooney) ist ein alterfahrener Astronaut, der sich auf seinem letzen Flug vor dem Ruhestand befindet. Bei einem Routine-Weltraumspaziergang passiert die Katastrophe: Das Space Shuttle wird zerstört. Von nun an taumeln Matt und Ryan ziellos durchs Weltall ohne einen Kontakt zur Erde und mit wenig Sauerstoff im Tank.

Hier die harten Fakten zu Gravity:
12 Kommentare und 0 Kritiken
1 Lieblingsfilm und 0 Hassfilm
1078 haben den Film vorgemerkt und 9 sind nicht interessiert

Das sagen deutschsprachige Kritiker zu Gravity:
Frédéric Jaeger und Nino Klingler von critic.de sind irgenwie enttäuscht und hätten sich mehr Unkonventionalität gewünscht: Letztlich stimmt nichts trauriger, als dass Gravity sich in seiner halbstündigen panisch-majestätischen Schwerelosigkeit nach den Fliehkräften des Konsens sehnt. In seiner Lebensursprungsallegorie geht es nicht um einen Neunfang, sondern um beinharten Konservatismus. Im heideggerschen Nichts binden uns heterosexuelle Beziehungen, Opferbereitschaft, Mutterliebe fest; und ebenso sehnt sich das wild rudernde, euphorische Umhertorkeln von Cuaróns semidigitalen Single-Shot-Kino nach Genrestandards und altvertrautem Spannungs-Editing.

Critina Nord von der taz fühlt sich als Zuschauer unterschätzt: Was hätte das werden können: Clooney und Bullock gleiten durch die Endlosigkeit, durch das Nichts, allein und geworfen, den Tod als 99-prozentige Wahrscheinlichkeit vor Augen.Doch anstatt dieser Verlorenheit Raum zu geben, setzt Cuarón lieber aufs Spektakel und auf eine Art Computerspieldramaturgie. Kaum haben die Figuren ein Problem bewältigt, kommt das nächste auf sie zu.

Viele Philosophisches dagegen hat Anke Westphal von der Berliner Zeitung entdeckt. Es gibt übermächtige Trauer und Lebensmüdigkeit. Diese Müdigkeit fasst der mexikanische Regisseur Cuarón nun auf verfremdende Art ganz physisch in Bilder: Das Fehlen der Schwerkraft im All, die Schwierigkeit, hier Bewegungen zu koordinieren, korreliert mit Stones psychischem Verlust an Bindung und Bodenhaftung. Immer wieder prallt sie hart auf Metallteile. Körper, Gegenstände, die ziellos im Raum driften als Zeugen ihrer einstigen Sinnhaftigkeit – das ist die visuelle, universale Essenz des Films.

Das sagen englischsprachige Kritiker zu Gravity:
Matt Mueller von Indiewire war nicht nur vom 3D, sondern auch vom gesamten Film überzeugt: Während der Film, außer Avatar – Aufbruch nach Pandora, die einzig gute Werbung für 3D ist, sind Gravitys Bilder so makellos umgesetzt, und Cuaróns lang verweilende Einstellungen erlauben es, den Astronauten in phänomenalen Sequenzen in Metall (…) ineinander zu krachen und das oft Verwirrende und Furchterregende wird zum puren, cineastischen Nirvana.“

Todd McCarthy vom HollywoodReporter lobt die Immersion, welche Gravity zu bieten hat. Laut ihm sei der Thriller spannend, und das stärkste Gefühl tatsächlich im Weltraum zu sein, dass die meisten von uns jemals bekommen werden.

Bei Variety wird Sandra Bullock von Justin Chang in den Himmel gelobt: Bullock spielt die Rolle mit ernsthafter Erhabenheit und lässt kurz auf Stones vergangene Wunden blicken mit Sensibilität und Taktgefühl (…). Bei einer Performance, die außergewöhnliche physische Ansprüche stellt, bleibt die Darstellerin emotional präsent und zeigt sich in einer sehr reizvollen Mixtur aus Verletzlichkeit, Intelligenz und Entschlossenheit, die uns nicht nur sofort für sich gewinnt, sondern auch die Aufmerksamkeit bis zum Ende aufrecht erhält.“

Fazit:
Während einige Kritiker die Actionlastigkeit und Gravitiys Hang zur Genrekonvention bemängeln, dürfte es sich dabei um ein Luxusproblem und Enttäuschungen höherer Erwartungen handeln. Tiefgehende Philosophien sind zwar ebenso wenig zu erwarten wie Langeweile, da stets in bester Action-Thriller-Manier das nächste physische oder psychische Problem auf die Protagonisten zukommt. Doch Gravity sei extrem spannend, äußerst gut gespielt und faszinierend inszeniert. Gravity sei ein rares, cineastisches Highlight mit einer hervorragenden Sandra Bullock und dem Potenzial, die Zuschauer ins All zu entführen. Abgesehen von Alfonso Cuaróns zu erwartenden Plansequenzen ist jedoch nicht mit all zu viel Originalität zu rechnen.

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