Wie weit darf Mutterliebe gehen?

05.08.2010 - 08:50 Uhr
Die Über-Mutter
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Die Über-Mutter
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Joon-ho Bong gehört zu den führenden Regisseuren aus Südkorea, sein Monsterfilm The Host gilt als erfolgreichster koreanischer Film aller Zeiten. Nun läuft Mother in unseren Kinos an, ein Drama über grenzenlose Mutterliebe.

Mother”, so lautet der aus dem Koreanischen übertragene Filmtitel ins Englische, wie er auch bei uns heute in den Kinos startet. Doch um eine bloße “Mutter” geht es beileibe nicht in Joon-ho Bong sechstem Regiewerk, zählt man die Kurzfilmsegmente in Compilations mit. Die Mutter in Mother gehört zweifelsohne zu den verzweifeltsten, liebendsten, hysterischsten Müttern der Filmgeschichte. Nach dem immensen Erfolg von The Host (über 13 Millionen Kinobesucher in einer Nation mit rund 48 Millionen Einwohnern) hat sich der Filmemacher diesmal einem außergewöhnlichen Psychodrama gewidmet.

Mother beschäftigt sich mit der Frage, wie weit eine Mutter zu gehen bereit ist, um ihren einzigen Sohn aus den Fängen eines korrupten Polizeiapparates zu retten. Nachdem ein Mädchen brutal ermordet worden ist, wird Do-Joon, der geistig leicht behinderte Sohn der Mutter, verdächtigt, der Täter zu sein. Die Mutter will ihn beschützen, ihn vor dem Untergang bewahren – und setzt alles daran, den (für sie) wahren Täter ausfindig zu machen.

Sehr gute Kritiken in den USA und Deutschland

Von grotesk-komisch über kriminalistisch bishin zu splatterhaft-blutig vereine das großartige Drama alles, meint Ekkehard Knörer in der taz und gliedert sich so ein in das einstimmige Lob über den Film. Auf rottentomatoes mit 94 Prozent bewertet, konnte er auch die deutschen Kritiker für sich gewinnen. Auch auf moviepilot spiegelt sich die Euphorie wieder, mit der einer der besten koreanischen Filme der letzten Jahre begleitet wird. Mother wurde nach einer von der Fachzeitschrift Korean Cinema Today unter Filmkritikern und Kinoexperten veranstalteten Umfrage unlängst zu einem der besten 10 koreanischen Filme des 21. Jahrhunderts gewählt und als Südkoreas offizieller Beitrag für die Sektion “Best Foreign Language Film” bei der Oscar Verleihung 2010 nominiert.

“Verunsicherung des Betrachters und eine grundsätzliche, beobachtende Distanz prägen den Film”, schreibt Rüdiger Suchsland in der FAZ und fährt fort: “Gepaart ist diese Grundhaltung mit einem großartigen Sinn fürs Visuelle, der enorme Wirkung entfaltet: Der Kamera von Hong Kyung-pyo gelingt es, auch flüchtigen Eindrücken psychologische Tiefe zu geben. Dazu kommt die erzählerische Eleganz des Regisseurs, der früh eine Atmosphäre aus Schrecken, Bedrohung und übler Vorahnung aufbaut, in der man alles für möglich hält. Man stelle sich die Neugier und handwerkliche Genauigkeit eines Henri-Georges Clouzot sowie die abgründige Phantasie und den Hohn eines Alfred Hitchcock ins Korea der Gegenwart versetzt vor – dann bekommt man eine Vorstellung von diesem Film.”

Hye-Ja Kim, eine charismatische Hauptdarstellerin

Dass der Film in Südkorea derart erfolgreich war, liegt sicherlich auch an Hye-ja Kim in der Titelrolle der Mutter, die in Korea sehr geschätzt wird. Von 1980 bis 2002 war sie Teil des Ensembles von The Rustic Diary, einer der populärsten koreanischen Fernsehserien und wird von vielen als “Mutter der Nation” gesehen. 1982 schaffte sie ihren Durchbruch im koreanischen Kino mit Man Chu (Late Autumn), 1999 begeisterte sie in Mayonnaise.

Schaut euch den Trailer zu Mother an

Mother läuft heute, am 5. August 2010, in unseren Kinos an. Wo der Film gespielt wird, erfahrt ihr in unserem Kinoprogramm.

Übrigens: Wer sich für das zeitgenössische koreanische Kino interessiert, sollte sich einmal das Fachblatt Korean Cinema Today ansehen.

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